Mit Brille mikroskopieren - oder ohne?

Soll man die Brille beim Mikroskopieren auflassen oder absetzen? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort.

Strahlengang im Mikroskop
Strahlengang im Mikroskop - mit Brennweite im Auge

Bei kurzsichtigen und weitsichtigen Augen

Aus der Funktionsweise eines Mikroskops ergibt sich, dass man die Brennweite mithilfe des Feintriebs verändern kann. Bei Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit ist eine "falsche" Brennweite die Ursache der Fehlsichtigkeit. Man kann in diesem Fall die Brennweite des Mikroskop-Bildes so einstellen, dass sie exakt auf der Netzhaut abgebildet wird. Das Gleiche gilt auch bei Alterssichtigkeit.

Brille Funktionsweise
Funktionsweise einer Brille

Siehe dazu auch: Wie funktioniert eine Brille?

In den meisten Fällen kann man also gut ohne Brille mikroskopieren - zumindest bis zu einem gewissen Grad der Fehlsichtigkeit. Wenn die Dioptrie-Werte jedoch zu hoch sind (jenseits von 10), kann es allerdings aufgrund des kleinen Okularbildes zu Problemen kommen.

Bei Astigmatismus

Menschen mit Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) sind auch beim Mikroskopieren auf die Brille angewiesen. Denn mit dem Feintrieb des Mikroskops kann man nur die Brennweite verändern. Beim Astigmatismus korrigiert das Brillenglas aber eine ungleichmäßige Wölbung der Hornhaut. Das kann ein Mikroskop nicht ausgleichen.

Brille bei Astigmatismus (Hornhautverkrümmung)
Brille bei Astigmatismus (Hornhautverkrümmung)

Praktische Probleme

Zunächst gilt: wenn möglich, sollte man die Brille beim Mikroskopieren absetzen. Denn das Brillenglas ist empfindlich - die oberen Schichten können bei Kontakt mit harten Gegenständen (wie dem Okular des Mikroskops) zerkratzen.

Aber: ein ständiges Wechseln zwischen Mikroskop und Umgebung mit Brille-absetzen und Brille-aufsetzen ist hinderlich. Wenn man mit Brille mikroskopiert, dann sehr vorsichtig.

Wenn man in einer Gruppe arbeitet, will ev. jeder ein voreingestelltes Bild betrachten. Dann kann ein Brillenträger das Bild natürlich nur mit Brille erkennen - sofern die Schärfe nicht stetig individuell nachgeregelt werden soll. In diesem Fall bietet es sich an, mit einem Digital-Mikroskop ein digitales Bild zu erzeugen, dass auf einem Bildschirm oder einem Smartboard für alle sichtbar ist.

Einige Mikroskop-Hersteller bieten spezielle Okulare für Brillenträger an.

Wenn möglich, ist es praktisch und einfach, wenn man zum Mikroskopieren Kontaktlinsen benutzen kann.

Siehe auch: Häufige Fragen zum Thema Brillen & Sehhilfen.