Scharf sehen ohne Brille - aber wie?

Viele Menschen in Deutschland sind von einer der weit verbreiteten Fehlsichtigkeiten betroffen. Sie scheuen sich jedoch vor einer Brille. Wie kann man die Brille verhindern? Was kann man tun, damit man auch auf Dauer ohne Brille gut und scharf sehen kann?

Funktioniert nicht (auf Dauer): Augentraining

Einige Anbieter von sog. Augentraining-Kursen und -Büchern versprechen, dass man dank des speziellen Augentrainings dauerhaft ohne Brille auskommen würde. Es ist allerdings noch nie wirklich bewiesen worden, dass das klappt. Die Augentraining-Methoden basieren auf zwei Mechanismen des Auges:

Durch Augentraining kann die angeborene Fehlsichtigkeit jedoch nicht dauerhaft, physiologisch "korrgiert" werden. Es wird stets nur durch einen "für das Auge anstrengenden Kraft-Aufwand" eine anormaler Verformung erzeugt, die eine temporäre Sehkraftverbesserung hervorruft. Auf Dauer lässt sich keine angeborene Fehlsichtigkeit aufhalten.

Dennoch ist Augentraining eine gute Sache, vor allem für Menschen ab 40 Jahren. Weiterlesen zum Thema Augentraining.

Funktioniert: Augen lasern

Die einzige, echte Möglichkeit, eine Fehlsichtigkeit ohne Linse (z.B. Brille oder Kontaktlinse) zu korrigieren, liegt im sog. Augenlasern. Dabei wird die Oberfläche der Hornhaut mit einer Laseroperation, die nur wenige Minuten dauert, so abgetragen, dass die Hornhaut die Funktion der korrigierenden Linse übernimmt. Man kann anschließend wieder ohne Brille scharf sehen.

Allerdings wird diese Laser-Operation nur bei Menschen durchgeführt, deren Sehkraft sich nicht mehr (deutlich) verändert. Das ist in der Regel ab dem 25. Lebensjahr der Fall.

Bei Menschen über 40 Jahren macht sich in der Regel die Alterssichtigkeit bemerkbar. Auch dann wird meist von einer Augenlaser-Korrektur abgeraten, da man wegen der Alterssichtigkeit dann doch wieder eine Brille für den Nahbereich braucht.

Weiterlesen zum Thema Augenlasern.

Wie funktioniert Sehen?

Der Prozess des Sehens läuft - grob vereinfacht - so ab: Die Gegenstände unserer Umgebung reflektieren Lichtstrahlen. Ein Teil dieser Strahlen dringt durch die Pupille ins Augeninnere. Dort befindet sich auf der Netzhaut (sog. Retina) Millionen von Photorezeptoren. Diese sind in der Lage, Lichtinformation in Nervenimpulse umzuwandeln. Über den Sehnerv gelangt diese Information in das Gehirn. Dort wird das "Bild des Auges" mit der visuellen Erinnerung in Einklang gebracht. Das ist "unser visuelles Bild der Welt".

Warum kann man "scharf sehen"?

In der Mitte der Netzhaut, genau auf der der Pupille gegenüberliegenden Seite befindet sich eine spezielle Region der Netzhaut: die Makula (auch Gelber Fleck genannt). In der Makula sind die Photorezeptoren besonders dicht gedrängt. Die höchste Konzentration findet sich in einer zentralen Kuhle, die Fovea genannt wird. Das Auflösungsvermögen ist dort besonders groß. Die Makula und speziell die Fovea kann also besonders detail-reiche Bilder liefern.

Aufbau des Auges
Aufbau des Auges (Mehr dazu)

Je mehr Bildinformationen auf der Makula abgebildet wird, um so größer das "scharfe Bild". Dafür werden die Lichtstrahlen vom sog. dioptrischen Apparat des Auges gebündelt und fokussiert. Dazu gehören besonders die Hornhaut (Cornea) und die Augenlinse. Die gewölbte Hornhaut ist dabei relativ stabil und verändert ihre Brechkraft nicht. Anders die Augenlinse: sie ist elastisch verformbar. Mithilfe des Ziliarmuskels auf der Augeninnenseite wird der Augeninnendruck so reguliert, dass die Augenlinse eher kugelförmig oder eher flach ist. Damit ändert sich das Brechungsverhalten. Man nennt diesen Vorgang Akkommodation.

Zusammengefasst: die Lichtstrahlung wird von Hornhaut und Augenlinse gebündelt und fällt auf die Makula. Dort entsteht ein scharfes Bild.

Fehlsichtigkeit durch Brechungsfehler

Damit das Bild exakt punktförmig auf der Makula abgebildet wird, muss die Brechkraft des Auges optimal sein. Aber das ist häufig nicht der Fall.

Bei Kurzsichtigkeit ist der Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft von Hornhaut und Augenlinse zu lang. Das fokussierte Bild wird dadurch vor der Makula abgebildet und zerstreut sich dann wieder.

Kurzsichtigkeit
Ursache einer Kurzsichtigkeit: verlängerter Augapfel

Bei Weitsichtigkeit ist es genau umgekehrt: der Augapfel ist im Verhältnis zur Brechkraft des Auges zu kurz. Der Brennpunkt des Bildes befindet sich hinter der Netzhaut. Die Information, die auf die Netzhaut fällt, ist "zerstreut" und kann nur einen unscharfen Eindruck vermitteln.

Weitsichtigkeit
Ursache einer Weitsichtigkeit

Bei Astigmatismus (Ursache meist Hornhautverkrümmung) ist die Wölbung der Hornhaut nicht gleichmäßig, sondern "eingedellt". Das Bild wird daher in einer Richtung verzerrt und fällt stabförmig auf die Netzhaut. Man nennt den Astigmatismus daher auch Stabsichtigkeit.

Die vierte weit verbreitete Fehlsichtigkeit ist die Alterssichtigkeit. Auch wenn die Auswirkung ähnlich ist wie bei der Weitsichtigkeit, so ist die Ursache ein gänzlich andere. Wie beschrieben ist die Augenlinse elastisch, damit sie sich an unterschiedliche Sehdistanzen anpassen kann (Nahsicht und Fernsicht). Aber im Laufe des Alterns verfestigt sich die Augenlinse langsam. Ab etwa 35 Jahren macht sich das beim Lesen störend bemerkbar. Das Auge verliert sehr langsam die Möglichkeit, in der Nahdistanz auf scharf zu stellen.

All diese weit verbreiteten Fehlsichtigkeiten sind Brechungsfehler bzw. Abbildungsfehler, die auf einer nicht optimalen Brechkraft des Auges basieren.

Mit einer Brille kann man diese Brechungsfehler korrigieren, so dass die Lichtstrahlen wieder exakt punktförmig auf die Makula fallen.

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